Textüberarbeitung, Korrekturlesen, Lektorat: Was verbessert deinen Text wirklich?
Viele Menschen glauben, »Lektorate« gibt es nur bei Verlagen oder bei Verlagsbüchern. Ersatzbegriffe wie Redaktion, redigieren oder Textüberarbeitung meinen aber nicht unbedingt das, was du erwartest: Dass jemand deinen Text so überarbeitet, dass er sprachlich und inhaltlich zu deiner Zielgruppe passt, einen guten Lesefluss hat und professionell wirkt.
Viele AutorInnen wissen häufig gar nicht, dass man Textüberarbeitungen vom Dienstleister definieren lassen muss. „Was bekomme ich denn für den Preis X?“
Damit du zielsicher die Unterstützung findest, die du für deinen Text suchst, zeige ich dir hier ein paar Leitplanken für die Textüberarbeitung durch Lektorinnen und Lektoren auf. Gemeint ist dabei Korrekturlesen (Korrektorat) genauso wie stilistische Überarbeitung (Lektorat).
Inhaltsverzeichniss
Lektorat und Korrektorat kann leider verschieden verstanden werden
Viele Menschen, die von einer Lektorin bzw. einem Lektorat profitieren würden, damit ihr Buch wunderbar wird, wissen gar nicht, wie man diese Unterstützung nennt. Daher googeln sie leider auch nicht nach »Lektorat« oder »Lektorin«, sondern nach »Wer hilft mir mit meinem Text?«, »Wer überarbeitet meinen Text?«
Viele DienstleisterInnen benutzen daher Begriffe wie »Redaktion«, redigieren oder »Textüberarbeitung«. Frag unbedingt nach, was genau sie darunter verstehen und welche Art von Texten sie bisher überarbeitet haben!
Das wichtigste vorweg:
Jede systematische Überarbeitung eines Textes, die deutlich über eine Korrektur der Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik hinausgeht, ist ein Lektorat.
- Wenn jemand in deinem Verlagsroman nur die Rechtschreibfehler und Komma-Fehler korrigiert, ist das kein Lektorat!
- Wenn ich deinen Artikel für die Firmenzeitschrift oder deine Fanfiction gründlich überarbeite und auch den Stil verbessere, ist das ein Lektorat – auch wenn kein Verlag mit im Boot ist.
Verständlichkeit und Lesefluss – Was gehört zu einem Lektorat?
Kein Wunder, dass sowohl der Name als auch, was für Text-Dienstleistungen angeboten werden, derart durcheinander gehen, denn wir haben im Deutschen leider bisher keine eindeutigen Begriffe.
In UK und USA ist das eindeutig geregelt
Im englischsprachigen Raum gibt es verschiedene Services, die man jeweils einzeln buchen kann.
1. Developmental Edit
Der Edit findet früh im Schreibprozess statt.
Beim Roman prüft die Lektorin z. B. Motivation von Figuren, Figurenentwicklung, Plot, gibt dir erstes Stilfeedback
Beim Sachbuch prüft sie: Struktur? Länge? Ton? > Passt der Text in dieser Form zur Zielgruppe?
2. Structural Edit
Der Service ist am ehesten vergleichbar mit dem, was man in Deutschland im Verlag »Lektorat« nennt.
Die Lektorin prüft: Funktioniert der Aufbau des Textes so? Fließt der Text durchgehend oder gibt es Sprünge, Brüche? Ist er logisch und nachvollziehbar? Wie ist der Ton des Textes: zu umgangssprachlich, zu viel Fachchinesisch, passt er zur anvisierten Zielgruppe?
3. Copy Edit
Hier wird der Stil aus der Adlerperspektive geprüft: z. B. Wird viel Passiv verwendet? Nominalstil? Umgangssprache? Anglizismen?
Bonus: Bei vielen Autoren verändert sich der Stil im Verlauf des Textes:
- AutorInnen mit einem Ohr für Sprache lernen beim Schreiben dazu, der Stil verbessert sich in später geschriebenen Kapiteln.
-
Viele Autoren möchten am Schluss “einfach nur fertigwerden” und schreiben schnell die absolute Kurzfassung hin.
Im Copy Edit gleicht die Lektorin den Stil über das gesamte Manuskript an.
4. Line Edit
Die Lektorin geht Satz für Satz durch das Manuskript: Was kann man auf Satzebene konkret verbessern? Tippfehler genauso wie falsche Wortwahl, Stilblüten oder falsche Bezüge, Grammatik.
Ein Line Edit ist nur ein Teil eines echten Lektorats, aber das, was man in Deutschland häufig unter einem Lektorat versteht!!
Das Problem, wenn man nur einen Line Edit durchführen lässt? Das zeigt ein Zitat des Autors Kokoma Mokhonoana anschaulich: »Ein Buch, das nur aus großartigen Sätzen besteht, ist nicht unbedingt ein großartiges Buch.«
Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat
Die 5. und »kleinste« Stufe der Textbearbeitung ist das Korrektorat.
In Deutschland unterscheidet man offiziell:
- Lektorat (Überarbeiten von jedweder Textform)
- und Korrektorat (nur orthografische Korrektur von Texten)
Die Idealform ist:
Das Lektorat umfasst inhaltliche und stilistische Optimierungsvorschläge und Verbesserungen, optimiert den Lesefluss, kümmert sich um die Grammatik und korrigiert die gröbsten orthografischen Fehler.
Ein Korrektor korrigiert NUR die Fehler in Rechtschreibung, Zeichensetzung und gleicht Schreibweisen an.
Mischformen, weil es preiswerter ist
Leider bieten inzwischen immer mehr Anbieter »Lektorate« an, die nur Rechtschreibung und Kommasetzung korrigieren und ein paar wenige, leicht zu lösende Stilfehler. Das ist Etikettenschwindel.
Umgekehrt bieten auch einige Lektorinnen »erweitertes Korrektorat« als preiswertere Alternative zum »echten« Lektorat an. So nach dem Motto: Wer gut Texte verbessern kann, kann auch Korrektur lesen.
Das verkennt, wie gut spezialisierte Korrekturlesende sind. Ich ziehe meinen Hut davor!
Korrekturlesen ist ein Skill.
Richtig gute KorrektorInnen arbeiten wie gründliche Roboter, die innerhalb von wenigen Tagen jeden Fehler in deinem 300-Seiten-Roman aufspüren. Sie haben ein unglaubliches Gedächtnis für die konsistente Schreibweise von Begriffen und wissen auf S. 281 noch, dass du auf S. 11 »selbstständig« geschrieben hast, aber auf S. 281 »selbständig« und notieren an den Rand: »Bitte immer dieselbe Schreibweise verwenden!«
Ihnen fällt auch auf, dass der kleine Nebencharakter, der einmal auf Seite 22 auftauchte, dort Steve hieß und jetzt auf S. 220 auf einmal Stephen. Das schaffen ChatGPT und Claude noch nicht!
Der Nachteil? Gute KorrektorInnen lesen tatsächlich wie Roboter – und merken anders als ich (Lektorin) meist nicht, z. B.
- dass diese und jene Metapher schief ist,
- dass du bestimmte Lieblingsausdrücke alle 10 Seiten wiederholst,
- dass deine Heldin manche Entscheidungen sehr unmotiviert trifft,
- dass du logische Anschlussfehler im Text hast,
- dass du die Zielgruppe deines Sachbuchs oder Romans ab der Mitte aus den Augen verloren hast
Was ist ein gutes Lektorat?
Ein gutes Lektorat ist eine Textüberarbeitung, die deinen Text in der bestmöglichen Form erstrahlen lässt.
Dadurch, dass immer weniger Verlage und Text-Laien gute Lektorate bezahlen möchten, gräbt sich immer mehr die Vermutung im Hinterkopf der Menschen ein: »Textüberarbeitung vom Profi heißt, da wischt einer mal eben ein bisschen über den Stil und die Rechtschreibung.«
Viele Texte bleiben dann weit unter ihrem Potenzial.
Aber man muss natürlich auch die harte ökonomische Realität im Auge behalten: Lektorinnen müssen inzwischen wesentlich mehr Geld für Miete und den Lebensunterhalt aufbringen als noch vor 10–15 Jahren.
Egal, ob du einen Seiten-, Stunden- oder Pauschalpreis vereinbarst: Die Lektorin wird ihn auf der Metrik “Seiten pro Stunde” basieren: Wie viele Stunden benötigt sie etwa, um die nötigen Korrekturen in deinem Manuskript auszuführen? Dabei hat sie einen bestimmten Stundenlohn im Hinterkopf, den sie erreichen muss, um das Dach über ihrem Kopf zu finanzieren. Diese Metrik unterscheidet sich, da Lektorinnen unterschiedlich schnell und unterschiedlich gründlich arbeiten. (Tipps zur Auswahl gebe ich dir in einem weiteren Artikel. Abonniere die Mailingliste, damit du ihn nicht verpasst.)
Zahlst du wenig für ein Lektorat, dann muss die Lektorin die Anzahl der bearbeiteten Seiten pro Stunde erhöhen. Und damit kommen wir zu den „Lektoraten“, die in Wirklichkeit Korrektorate sind.
Die AutorInnen merken es häufig nicht, da sie denken: „Mein Text ist wohl sehr gut, es gab nur wenig Korrekturen.“
Geld = Zeit für Korrekturen
Im Gegensatz zu einigen KollegInnen gehe ich sehr offen mit dieser Thematik um.
Es gibt bei mir keine pauschalen Preise für Normseiten für das Lektorat, denn ich muss ja erst einmal prüfen:
- Welche Qualität hat dein Text?
- Wie viel ist objektiv dabei zu tun?
- Was sind deine Wünsche an eine Textüberarbeitung?
Geht die Summe, die jemand für ein Lektorat ausgeben möchte, und das, was zu tun ist, auseinander, bespreche ich mögliche Lösungen mit den AutorInnen.
Eine Lösung bei Sachbüchern ist z. B. sich professionelle Unterstützung beim Konzept und Feedback zu den ersten Kapiteln zu holen. Quasi ein Developmental Edit (siehe oben) plus Konzept. Dann hast du einen roten Faden für das Buch und hast schon ein paar Mal mit mir diskutiert, warum manche Formulierungen oder Beispiele gut oder eben nicht so gut zu deiner Zielgruppe passen. Das gibt dir eine Richtschnur, an der du dich mit dem Rest des Buches orientieren kannst.
Mit SelfpublisherInnen, die Romane schreiben, habe ich auch schon die Lösung gewählt, dass ich per Kommentar Verbesserungsvorschläge mache, anstatt selbst verbessernd in den Text einzugreifen. Wenn ich z. B. zwei Absätze markiere und im Kommentar schreibe »Das sind zu lange Sätze und die Perspektive springt zwischen Charakter A und B«, geht das wesentlich schneller, als wenn ich selbst die Bandwurmsätze entwirre, umschreibe und die Erzählperspektive hin zu Charakter A umschreibe. Da es schneller geht, kann ich das Lektorat dann für ein geringeres Honorar anbieten.
Wichtig: An sich kannst du von einem Lektorat erwarten, dass die LektorInnen den Text für dich umschreiben und eben NICHT NUR kommentieren! Aber je mehr man als LektorIn eingreifen muss, umso weniger Seiten kann man pro Stunde bearbeiten und umso höher muss man den Seitenpreis ansetzen.
Gern helfe ich dir bei deinem Projekt! Vereinbare gern ein Gratis-Gespräch mit mir, schreib mir einfach per E-Mail oder buch dich gleich in meinen Kalender mit dem Tool Tucalendi.
Ich freue mich auf dich!
P.S.: Ich biete auch eine Textsprechstunde an, wo du mich ganz konkret an die Arbeit an deinem Text schicken kannst oder mir Löcher in den Bauch fragen kannst zum Thema Plotten, Verlage, Exposés …