So löst du deine Kreativitätsblockade

Schreibblockaden (oder allgemeiner: Kreativitätsblockaden) scheinen zum kreativen Leben dazuzugehören. Wer regelmäßig Texte schreibt, sei es für das eigene Business, als Angestellter oder Freelancer für eine Firma oder wer sich an Romane und Kurzgeschichten wagt, kennt das Gefühl: 

Die Deadline naht, ein Tag verstreicht, der nächste, und der Blick klebt am blinkenden Cursor auf dem weißen Dokument. Mühsam tippst du Wort für Wort, Satz für Satz und denkst schon beim Schreiben: »Bah, was für ein Mist«. Oder du liest am nächsten Tag die paar Zeilen, die du am Tag zuvor zwischen zwei anderen Terminen aufs Blatt gequetscht hast, und löschst alles wieder.


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Die meisten Menschen folgern daraus, dass sie nicht schreiben können. Gehörst du zu denen, die wissen, dass sie eigentlich ein Talent zum Schreiben haben (besonders TexterInnen, AutorInnen, Menschen aus dem Marketing) ist die Schlussfolgerung meist: »Verdammt, ich habe eine Schreibblockade!« 

Das Internet ist voll von Videos, Büchern, Blogposts mit Vorschlägen, wie man Schreibblockaden vermeidet oder auflöst. Das Problem: Es gibt viele verschiedene Faktoren, die bei dir die Handbremse anziehen können, sobald du die Finger auf die Tastatur legst. Das heißt: Du probierst die Anleitungen aus dem Video oder jenem Buch aus – und es klappt immer noch nicht! »Ich kann wohl doch nicht schreiben.« 🙁

Nein! Du hast nur vermutlich den falschen Ansatz für deine Situation gewählt. Bei einer 1:1 Beratung kann ich natürlich viel individueller und intensiver auf deine Schreibsituation und deine Schreibroutinen eingehen. Aber ich gebe dir in diesem Artikel und in meinem Handbuch »Schreibblockaden lösen« handfeste Tipps zu Hintergründen von Schreibblockaden und wie du sie hoffentlich löst. (Du kannst hier auf meine Mailingliste springen, um das Handbuch gratis herunterzuladen.

Schreibblockaden loesen E-Book Nina Katharina Weber

Eine »Warnung« vorweg: Wir Menschen sind exzellent darin, uns etwas vorzumachen, dass wir den Grund für ein unerwünschtes Verhalten kennen. Also in diesem Fall: Wir glauben genau zu wissen, warum wir trotz Deadline nicht schreiben –– obwohl es in Wirklichkeit an ganz anderen Faktoren liegt.

Wer vor einem Vortrag ins Schwitzen kommt, schreibt auch nicht ...

Die Schreibhemmung ist eng verwandt mit der Sprechangst bei Vorträgen:

»Sprechängstlichkeit (...) erscheint durchaus als berechtigte Angst (...). Beim Sprechen stellt sich der Kommunikationspartner mit jeder Äußerung der Kritik seiner Gesprächspartner bzw. Hörer. Wird vom Sprecher die Bedeutung mündlicher Kommunikation, die Kritikfähigkeit der Kommunikationspartner berücksichtigt und ist der einzelne sich selbst gegenüber kritisch geblieben, so führt das nahezu zwangsläufig zum Phänomen Sprechangst.«

»Sprechängstlichkeit (...) erscheint durchaus als berechtigte Angst (...). Beim Sprechen stellt sich der Kommunikationspartner mit jeder Äußerung der Kritik seiner Gesprächspartner bzw. Hörer. Wird vom Sprecher die Bedeutung mündlicher Kommunikation, die Kritikfähigkeit der Kommunikationspartner berücksichtigt und ist der einzelne sich selbst gegenüber kritisch geblieben, so führt das nahezu zwangsläufig zum Phänomen Sprechangst.«

In der ausgeprägten Form endet die Sprechangst in „Flucht/Vermeidung«. Nicht anders ist das bei einer Schreibhemmung!
Die fett markierten Wörter im Zitat aus dem Wikipedia-Artikel oben zeigen schon ein paar der Gründe, warum Menschen Rede- bzw. in unserem Fall Schreibhemmungen entwickeln. Kreativitätsblockaden gehen aber noch etwas weiter.

Wie äußert sich eine Kreativitätsblockade beim Schreiben zum Beispiel?

So verleihst du deiner Kreativität Flüüüügel

Damit die neuen Ideen sprudeln, gibt es ein paar Tricks, zum Teil aus den Neurowissenschaften, um Teil aus Erfahrung von Kreativen, die genauso wie du mit Blockaden gekämpft haben.

Lieblingsmusik hören

Höre 10 Minuten lang dynamische Lieblingsmusik ohne Ablenkung, um das Gehirn zu stimulieren und die Stimmung zu heben. Die Klänge (bitte schnell) öffnen dich für kreative Impulse.
Beispiel: Für einen Businesstext kannst du epische Filmmusik hören, um kühn deinen ersten Entwurf zu schreiben. Schreibst du hingegen einen Roman, könnte thematisch passende Spielemusik helfen, damit die Welt deiner Geschichte für dich zum Leben erwacht. Im Blogpost »Musik zum Schreiben von Texten« findest du Inspiration.

Täglich in Kontakt mit deinem Projekt

Halte täglichen Kontakt zu deinem Projekt, um das Unterbewusstsein aktiv an den Herausforderungen des Textes arbeiten zu lassen. Es liefert dir dann plötzlich Inspiration »aus dem Nichts«. Es reduziert auch die Zeit, die du benötigst, um wieder in den Text einzutauchen.
Je länger die Abstände zwischen Schreibsessions sind, umso länger dauert es, zurück in den Schreibflow zu kommen! 
Beispiel: Jemand könnte täglich 20 Minuten an seinem Business-Artikel schreiben. Eine Fantasy-Autorin könnte in der frühen Projektphase täglich 30 Minuten Charakter- und Worldbuilding notieren.

Lass dich von einer neuen Kreativitätstechnik inspirieren

Der Abgabetermin für deinen nächsten Newsletter naht. Was könnten die besten Inspirationsquellen für dich sein? Wie kannst du dich gezielt mental entspannen, um in den kreativen Flow zu kommen? Vielleicht musst du dich mal abseits der gewohnten Pfade ausprobieren und neue Wege beschreiten, damit dein Schreiben (wieder) in Gang kommt. Erzwingen kann man das nicht, aber der Ideenfluss setzt am ehesten ohne Anstrengung ein. Dann, wenn du ohne Zeitdruck „verspielt“ Notizen zu deinem Thema machst.

Arbeite mit deinem Gehirn, nicht dagegen

Etabliere sensorische Trigger, die dein Gehirn darauf einstellen, sich auf dein Projekt zu konzentrieren. Verknüpfe deine Schreibzeit bewusst mit den immer gleichen Dingen, die deine Sinne wahrnehmen. 
Beispiel: Jemand verwendet im Büro statt der üblichen Tastatur eine kleine mobile Tastatur mit einem Tablet. Eine Autorin trägt fingerlose Handschuhe beim Schreiben. Eine bestimmte Duftkerze wird nur während der Schreibsessions entzündet.

Das Medium wechseln

Um Blockaden zu überwinden, wechsele das Arbeitsmedium oder die Umgebung. Das erfrischt deine Perspektive und deine Schreibmotivation. Viele ganz konkrete Tipps dazu findest du im Blogpost »Die ideale Schreibumgebung«.

Pomodoro-Technik fürs Brainstorming und die Schreibsessions:

Nutze die Pomodoro-Technik, um kreative Arbeit in übersichtliche Intervalle mit kurzen Pausen zu strukturieren. 
Beispiel: Längere Schreibsessions können in 25 Minuten Segmente unterbrochen werden.Wenn es läuft, dann in 50-Minuten-Segmente. Passend dazu kann man den Text in kurze Abschnitte gliedern, siehe unten »Kreativität häppchenweise«.

Kreativität »häppchenweise«

Definiere klare, erreichbare Ziele für jede Schreibsession, um den Fokus zu behalten und ein Gefühl von Fortschritt zu spüren.
Beispiel: Eine Romanautorin könnte sich vornehmen, heute in 3 Sessions mit je 30 Minuten eine kurze Romanszene zu schreiben. Für diese hat sie schon alle wichtigen Infos schriftlich festgehalten und muss nicht beim Schreiben erst lange überlegen.

Mit der »Tür zu« schreiben

Hol dir nicht zu früh Feedback ein! Wenn es negativ ist, kann es eine Blockade auslösen. Selbst Profis reagieren emotional und diese zusätzliche Belastung brauchst du nicht. Gute Vorbereitung ist das A und O, aber dann heißt es: den ersten Entwurf in Ruhe schreiben,
ohne „Einmischung“ von außen. Erst wenn der erste Entwurf steht, öffnest du dich im nächsten Schritt für konstruktives Feedback.
(Tipps für die ideale Vorbereitung von Texten liest du in diesem Blogpost »Effizientes Schreibmanagement«)

Das Handwerk weiterentwickeln

Ist das aktuelle Projekt »im Kasten«, sollte das »Handwerk« weiterentwickelt werden. Das schützt vor der Kreativitätsblockade durch Überforderung! 
Was sind spezifische Techniken und Fähigkeiten in deinem Bereich?
Je nachdem, ob du Sachtexte, Marketingtexte oder Belletristik schreibst, gehören andere Dinge zum Schreibhandwerk. Zwing dich z. B. eine Szene im Roman aus verschiedenen Blickwinkeln oder einmal im Präsens und einmal in der Vergangenheit zu schreiben. Dafür kannst du deine eigenen Texte verwenden oder auch Szenen aus Lieblingsbüchern. Du findest in Büchern und im Internet jede Menge Schreibübungen (z. B. aus dem Kreativen Schreiben und Journaling) und Writing Prompts, mit denen du in nur wenigen Minuten pro  Woche deine Schreibmuskeln in neue Richtungen dehnen kannst. Es gibt auch Videos von AutorInnen und Schreibcoaches auf YouTube oder Tiktok, die immer mal wieder Impulse liefern, um deinen Schreibhorizont zu erweitern.

Quellen:
  • eigene Erfahrungen mit SchreibkundInnen
    und:
  • Brayfield, Celia: Bestseller, CB Creative Books 2013
  • Haase, Jennifer, Hanel, Paul H. P., Gronau, Norbert: Creativity Enhancement Methods for Adults: A Meta-Analysis. In: Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts. In press, 2023. DOI: 10.1037/aca0000557